“Bin ich schon drin oder was?”
Das war der Werbeslogan der AOL-Kampagne mit Boris Becker von 1999. Damals war es einfach angesagt: Jeder wollte und musste online sein.
Sei es via Instant Messenger, Wi-Fi oder eben anderen Schnittstellen. Wer heutzutage nicht online ist gilt als offline – so drückt es zumindest Wikipedia aus. “Als offline werden im Neudeutschen auch Leute bezeichnet, die gerade nicht über einen Instant Messenger oder ähnlichem via Internet erreichbar sind.” (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Offline abgerufen am 13.01.2016)
Doch was bedeutet das genau?
Brauchen wir den dauerhaften Zwang zum Online sein?
Laut einer Studie greifen wir am Tag 53 Mal zum Smartphone. (Heute.de ,abgerufen am 13.01.2016 – Der Beitrag ist leider nicht mehr verfügbar) Zusätzlich gibt es mit den aktuellen Betriebssystemen Funktionen die Kontaktpersonen zu jeder Uhrzeit über meinen Standort informieren (insofern bestätigt).

Ein Mal weg aus der Zivilisation – und frei sein? photo
Die dauerhafte Vernetzung war mir und auch Anderen im Allgemeinen zu viel. Gerne schalten wir deswegen unsere Mobilgeräte in den Flugzeugmodus oder direkt aus um Abschalten zu können.
Für die Bruce Notfall App gab es anhand dieses Ansatzes für uns nur einen klaren Ansatz: Die App muss komplett offline funktionsfähig sein und auch bleiben! Zudem wollen wir nicht sinnlos die Bandbreite eines Benutzers beanspruchen, da ja auch nicht jeder ein Volumen von Gigabytes sein Eigen nennen kann. Man munkelt dass es auch noch genügend Menschen ohne Flatrate und mit Prepaid-SIM-Karten gibt.

Unsere Notfall App kann man auch ohne Internet nutzen photo
Wie umsetzen?
Erstes großes Problem natürlich – Die Spracherkennung.
Fast alle gängigen Notfall Apps oder Betriebssysteme der Geräte setzen auf den Online-Status des Benutzers. Der gesprochene Text wird aufgezeichnet und das Spektrum der Audio-Datei auf einem Server ausgewertet. Ohne Internet ist man so natürlich aufgeschmissen wenn man seinen Standort per SMS mitteilen will.

Internet nicht verfügbar. Screenshots: links – S Voice, Samsung Handy | rechts – Google App 5.7.14.19.
Wir entschieden uns somit für die Open Source Spracherkennungssoftware Sphinx der Carnegie Mellon University (CMU Sphinx), welche mehrere Sprachen, moderne Algorithmen sowie niedrigen Ressourcenbedingungen sowie -verbrauch bietet. Die in die Notfall App integrierte Version hat somit einen gewissen Grundwortschatz der deutschen Sprache und Worte ab 8 Buchstaben Länge bzw. mindestens 3 Silben können ausgesprochen und von Sphinx erkannt werden.
Für Notfälle kann man somit derzeit voll auf den Offline-Status zählen. Ein Anruf kann ausgelöst, sowie eine Standort SMS mit den GPS-Koordinaten gesendet werden. Falls man es dem Empfänger dann doch ein Stück einfacher machen will kann man unsere Funktion “mobile Daten” aktivieren, die nur im Notfall (d.h. bei ausgelöster Notfallfunktion durch Schlüsselwort) die mobilen Daten des Benutzers kurz aktiviert um die GPS-Koordinaten via Google Places in Straßennamen umzuwandeln und danach direkt wieder deaktiviert. Denn das ist offline noch nicht möglich.
Also doch online?
Man kann es wohl nicht komplett vermeiden, zumindest wenn es darum geht dem Empfänger und in unserem Fall der jeweiligen Hilfsperson oder dem Vertrauten nur mittels SMS-Benachrichtigung die Position des Notfalls mitzuteilen. Vorausgesetzt natürlich, dass der- oder diejenige keine Lust hat ständig GPS-Koordinaten via Map-Applikation anzeigen zu lassen.
Wir arbeiten derzeit aber schon an einer Lösung für dieses Problem, um dem Sender sowie Empfänger mehr Freiheiten zu geben. Stay tuned!
Bilder Quelle: unsplash.com
Martin ist Mitgründer und Verantwortlicher für das Projekt Bruce